Schwerpunkte

Medizinische Angebote

Menschen, die Folter und andere Menschenrechtsverletzungen erlebt haben, leiden an seelischen und zugleich oft an körperlichen Beschwerden. Im Vordergrund stehen Schmerzen. Es können Schmerzen sein, die infolge von Verletzungen entstanden sind. Häufig haben die Schmerzen, von denen sie berichten, jedoch psychosomatischen Hintergrund. Sie sind der körperliche Ausdruck der mit der Traumatisierung verbundenen Gefühle.

Folgen der Gewalt

Menschen leiden an Kopfschmerzen, die besonders stark sind, wenn sie durch einen Alptraum in Angst aufwachen; sie leiden an Rückenschmerzen, wenn die Depression sie niederdrückt oder an Schulter- und Nackenschmerzen, wenn permanente Angst und Habachtstellung einhergehen mit erhöhter Muskelspannung.

Der andauernde seelische Stresszustand kann zu Verschlimmerungen körperlicher Erkrankungen führen wie z.B. bei Bluthochdruck- oder Diabetespatient*innen. Traumatisierte leiden häufig an Magenbeschwerden und Essstörungen, Frauen nach geschlechtsspezifischer Gewalt an Unterleibsbeschwerden und Zyklusstörungen. Chronischer Schlafmangel geht einher mit körperlicher Erschöpfung und vermehrter Anfälligkeit für Infekte.

Ganzheitliches Behandlungskonzept

Im Zentrum ÜBERLEBEN finden die Menschen die Möglichkeit der medizinischen Diagnostik und Behandlung, eingebettet in ein ganzheitliches psychosomatisch orientiertes Konzept. Die Ärzt*innen haben zugleich eine psychotherapeutische Ausbildung und arbeiten mit den psychologischen Psychotherapeut*innen und Sozialarbeiter*innen im Hause eng zusammen. Psychiatrisch ausgebildete Kolleg*innen ermöglichen eine umfassende Diagnostik und Behandlung. Dies ist besonders wichtig bei schwer chronisch und komplex Traumatisierten, aber auch bei neu Eingereisten, also relativ frisch Traumatisierten, deren akute Beschwerden durch eine medikamentöse Therapie oftmals zumindest gelindert werden können.

Gutachten und Stellungnahmen

Nach eingehender Diagnostik erstellen die Ärzt*innen des Zentrum ÜBERLEBEN bei Bedarf Stellungnahmen zu eventuell bestehenden physischen oder psychischen Folterfolgen, welche die Patient*innen über ihre Rechtsanwält*innen in ihr Asylklageverfahren einbringen können Stellungnahmen zu Fragen nach eventuell bestehenden, gesundheitlich bedingten Abschiebungshindernissen sowie Atteste für soziale Belange im Sinne der Verbesserung der sozialen und materiellen Lebensbedingungen der Patient*innen als Voraussetzung für ihre Stabilisierung und psychotherapeutische Behandlung.

Darüber hinaus leistet die medizinische Abteilung des Zentrum ÜBERLEBEN im Auftrag von Verwaltungsgerichten im ganzen Bundesgebiet umfassende gutachterliche Tätigkeiten in Asylklageverfahren. Auch Stellungnahmen für Klageverfahren gegen Täter*innen werden bei Wunsch verfasst, ebenso Gutachten in Opferentschädigungsverfahren. Zudem werden ärztliche und psychologische Kolleg*innen aus Berlin wie dem gesamten Bundesgebiet zum Thema Begutachtung und Behandlung im interkulturellen Setting bei Folteropfern und Bürgerkriegsflüchtlingen weitergebildet und supervidiert.