Interview zur Kunstauktion

5 Fragen an Mirka Wolf

15.11.2023

Jahr für Jahr stecken zahlreiche Künstler:innen – unsere „Artists with a Mission“ – ihr Herzblut in ein Kunstwerk, das sie uns spenden, um die Arbeit des Zentrum ÜBERLEBEN zu unterstützen. Neben diesen engagierten Menschen setzt sich im Hintergrund außerdem auch unser fleißiges Organisationsteam dafür ein, unser jährlich größtes Fundraising-Event auf die Beine zu stellen. (Im Titelbild sehen Sie das Auktionsteam des Jahres 2022 hinter den FFP2-Masken lächeln.) Eine besondere Schlüsselperson ist in diesem Rahmen unsere hauptverantwortliche Organisatorin Mirka Wolf. Seit Jahren ermöglicht sie, dass die Charity-Kunstauktion so wie wir sie kennen und lieben stattfinden kann. Wir haben ein Gespräch mit ihr geführt, um Ihnen einen Einblick zu geben, was Mirka über die Kunstauktion und die Ereignisse hinter den Kulissen zu sagen hat.

Liebe Mirka, wie lange organisierst du schon die Charity-Kunstauktion und was bereitet dir die meiste Freude dabei?

Mirka: Ich kam 2012 ins Zentrum ÜBERLEBEN, das damals noch Behandlungszentrum für Folteropfer e.V. hieß. Nach zwei Jahren Assistenz bei meiner Vorgängerin habe ich dann 2014 die alleinige Organisation der Kunstauktion übernommen. Von Beginn an waren es eigentlich die große Herzlichkeit und die Verbindlichkeit der Künstler:innen, die mich am meisten berührt haben. Diese Begegnungen, dass sie mich in ihre Ateliers oder Wohnungen blicken lassen, teilhaben lassen an ihrem Schaffen, sind bis heute unbezahlbar für mich.

Du bekommst während der Kunstauktion wahrscheinlich am besten mit, was sich so alles hinter den Kulissen abspielt. Gibt es da ein witziges oder ungeplantes Ereignis, das während einer Auktion passiert ist, das du gerne mit uns teilen möchtest?

Mirka: Mit unserem früheren Auktionator Prof. Raue gab es immer wieder sehr überraschende Momente. Allesamt waren seinem großen Entertainment-Talent entsprungen. Für mich persönlich war einer der überraschendsten Momente gewiss während der Auktion 2015 oder 2016, damals fand die Auktion in den Räumen der IHK statt. Zu dieser Zeit stand ich noch mit auf der Bühne und sehr spontan lenkte er die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Skript, das ich ihm immer für die Auktion verfasst habe, mit allen wichtigen Angaben zu den Künstler:innen und deren Werken. Eine wohl recht metapherartige Beschreibung von mir brachte ihn so ins Schwärmen, dass er einen großen Applaus für mich einforderte. Und der kam dann auch! Für mich als lieber im Hintergrund agierender Mensch war es einerseits überwältigend und andererseits hat es mich auch extrem verlegen gemacht. Unterm Strich war es aber natürlich eine schöne Geste der Wertschätzung.

Gibt es in den vielen Jahren, die du nun für die Kunstauktion zuständig bist ein Kunstwerk, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mirka: Da könnte ich jetzt im Grunde unzählige Werke anführen. Eines aber ist in diesem Zusammenhang bestimmt das Erwähnenswerteste: In der 2013er Auktion hatten wir von Christopher Winter, der jetzt leider nicht mehr in Berlin, sondern in den USA lebt, ein Werk bekommen, das Aerial hieß. Acryl auf Leinwand und zu sehen ist ein schwarz-weißer Schneehase, der teils aus dem Schnee und teils aus blauestem Himmel auf einen zugesprungen kommt. Das Ganze hatte eine solche Leichtigkeit, dass wir uns eigentlich fast alle sehr in dieses Bild oder besser noch in diesen Hasen verliebt haben. Während der Auktion haben wir dann ganz besonders darauf geachtet, wo er sein neues Zuhause bekommt. So viel kann ich sagen: Es wurde Kreuzberg.

Was motiviert dich persönlich, jedes Jahr wieder so viel Energie in dieses große Event zu stecken?

Mirka: Das ist natürlich primär die tiefe Überzeugung von der Arbeit, die tagtäglich und mittlerweile seit über 30 Jahren im Zentrum ÜBERLEBEN geleistet wird. Und wie in vermutlich jeder gemeinnützigen Organisation findet diese wichtige Arbeit in einem finanziell unsicheren Umfeld statt. Wir sind schlichtweg auf zivilgesellschaftliches Engagement, also Spenden, angewiesen, um unsere Arbeit fortführen zu können. Die jüngsten Mittelkürzungen der Bundesregierung verschärfen diese Situation nochmal immens. Dabei ist der Bedarf allein in den zwölf Jahren, in denen ich jetzt am Zentrum bin, so enorm gestiegen. Dass somit auch der Erlös jeder Auktion ein Stück weit unsere Arbeit gewährleistet, ist den Energieaufwand für mich immer wieder Wert.

Der andere große Motivator sind die Begegnungen mit den Künstler:innen, wie ich es ja eingangs schon beschrieben habe. Und letztlich ist da natürlich noch die Veranstaltung selbst, bei der das Helfer:innenteam aus über 40 Kolleg:innen aus allen Abteilungen zusammenkommt und mitanpackt. Ein schönes Momentum unserer Zusammengehörigkeit, das im Alltagsstress oft viel zu kurz kommt.

Welche Worte würdest du Bieter:innen auf der Kunstauktion gerne mit auf den Weg geben?

Mirka: Ich persönlich würde mir natürlich wünschen, dass jede und jeder, der sich anmeldet und eine Bieter:innennummer bestellt auch mit einem Kunstwerk und der Gewissheit, etwas wirklich Gutes getan zu haben, den Tag beschließt. Es ist nun mal eine Charity-Veranstaltung mit einer ganz klaren Zielsetzung – da dürfen die Bieter:innengefechte gerne auch mal im besten Sinne ausarten. Neben dem Erlös geht es mir dabei aber ebenfalls um die Wertschätzung den Künstler:innen gegenüber. Die Male, wo ein Bild nicht versteigert wurde, blutete mir jedes Mal das Herz. In unserem Katalog ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Es lohnt sich also darin herumzustöbern und am ersten Adventssonntag für das persönliche Herzensstück die Bieter:innennummer zu schwingen.

Auktionstermin & Ort

3. Dezember 2023
Beginn: 16:00 Uhr

Umspannwerk (bUm)
 Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin
und als Online-Auktion

Mehr Informationen & Anmeldeoptionen zur Kunstauktion finden sie unter:

www.ueberleben-charity.org