„Das Thema Pflege geht uns alle etwas an“

Relaunch der „pflegen-und-leben.de“-Webseite

05.04.2023

Über 55 Millionen Menschen weltweit leiden unter Demenz – davon lebten im Jahr 2021 fast 1,8 Millionen in Deutschland*, Tendenz steigend. In Zukunft wird es immer schwerer, für diese Menschen ausreichend Plätze in Pflegeheimen zu schaffen. Die Alternative – eine Pflege in den eigenen vier Wänden – stellt Angehörige vor große Herausforderungen. Familienangehörige oder Lebensgefährt:innen müssen sich dabei einer ganz neuen und durchaus belastenden Situation stellen. Häufig führt das zu Überforderung, Schuldgefühlen oder sogar Aggression gegenüber den Pflegebedürftigen. Die Abteilung „pflegen-und-leben.de“ im Zentrum ÜBERLEBEN bietet deswegen psychologische Online-Beratung für pflegende Angehörige. Die neue Webseite soll dabei Interessierten den Zugang weiter erleichtern.

Bei der Beratung für pflegende Angehörige bringt es viele Vorteile mit sich, psychologische Angebote online anzubieten. Das erspart Betroffenen die Fahrt zu einer Beratungsstelle und sie können dort, wo sie gerade sind mit ihrem:ihrer Berater:in kommunizieren. Mithilfe der neuen Webseite hat die Abteilung „pflegen-und-leben.de“ den Zugang zu ihrer psychologischen Online-Beratung erleichtert. Die Kontaktaufnahme ist ganz einfach und erfolgt in nur drei Schritten:

  1. Registrierung im Online-Portal
  2. Frage stellen – Wie können wir Ihnen helfen?
  3. Beratung erhalten – Das Team meldet sich innerhalb von einer Woche zurück.

Jede:r kann selbst entscheiden, ob er:sie die Anfrage anonymisiert einreichen möchte oder nicht. Die Online-Beratung verläuft auf einem passwortgeschützten Sicherheits-Server und ist kostenfrei. Der Kontakt kann schriftlich oder direkt per Videochat mit unseren Psycholog:innen erfolgen.

„Die asynchrone Natur der E-Mail-Beratung bietet den Vorteil, dass es für Klient:innen nicht erforderlich ist, sofort zu reagieren. Unsere Klient:innen können sich die Zeit nehmen, Informationen zu verarbeiten, sich Antworten zu überlegen und dann zu schreiben, wenn es ihnen am besten passt. Das ist bei einem stressigen Alltag gefüllt mit Arbeit und Pflege enorm hilfreich, da die Beratung entlasten und nicht zusätzlichen Druck ausüben soll“, schildert Abteilungsleiterin Dr. Jana Toppe.

Altersbedingte Krankheiten und Beschwerden sind für alle Beteiligten sehr belastend. Pflegende Angehörige sehen sich oft mit der zusätzlichen Schwierigkeit konfrontiert, eine neue Rolle in der bisherigen Beziehung einnehmen zu müssen. Insbesondere für Kinder, die sich nun um die Eltern kümmern, findet ein erheblicher Wandel innerhalb der Beziehung statt.

„Wir sehen immer wieder in den Beratungen, wie schwer es ist mitzuerleben, dass die eigenen Eltern gebrechlich werden und vieles nicht mehr können. Dann findet ein Rollenwechsel statt, bei dem aus den Kindern, um die sich die Eltern früher kümmerten, die Unterstützenden werden. Die Eltern sind wiederum auf einmal diejenigen, die Ratschläge und Hilfe benötigen und die Kinder fühlen sich teilweise auf sich allein gestellt. Hierbei können wir in der Beratung die Betroffenen begleiten, um ihnen dieses Gefühl zu nehmen.“

In Zukunft wird das Thema pflegende Angehörige weiter an Relevanz gewinnen. Faktoren wie der demografische Wandel, steigende Lebenserwartung und Mangel an Pflegepersonal sorgen dafür, dass die Pflege im eigenen Heim ein immer wichtigeres Thema wird. Je niedrigschwelliger das Angebot, umso schneller können Betroffene die nötige psychologische Unterstützung erhalten.

„Pflegende Angehörige werden viel zu oft weder gesehen noch gehört – ihre Arbeit wird als Selbstverständlichkeit betrachtet. Nahezu jährlich gibt es Erhebungen zu dem Thema, die zeigen, dass immer mehr Menschen ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Sei es aus Liebe, Verpflichtung oder schlicht und ergreifend aus Mangel an anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten. Das Thema Pflege geht uns alle etwas an, auch wenn wir es oft nicht hören möchten. Es bedarf mehr als Informationen zum ‚Was‘ und ‚Wie‘ der Pflege – Angehörige brauchen Hilfe dabei, sich nicht selbst zu verlieren. Man kann sich nicht um andere kümmern, wenn man selbst am Ende ist. Umso wichtiger ist es, pflegenden Angehörigen Gehör zu schenken und ihren Beitrag für die Gesellschaft zu würdigen.“

Mehr Informationen zu unserem Angebot für pflegende Angehörige gibt es auf unserer neuen Webseite: https://www.pflegen-und-leben.de

* Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (16.08.2022); World Health Organization (2021), Global status report on the public health response to dementia

Symbolbild/anonymisiertes Foto



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