Sicherheit für geflüchtete Frauen
Millionen Menschen fliehen aktuell aus der Ukraine. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die ihre Heimat verlassen. Viele mussten Söhne, Männer, Brüder oder Väter zurücklassen – die Angst um das Leben der Angehörigen wird ein ständiger Begleiter bleiben. Vor ihnen liegt ein körperlich und psychisch kräftezehrender Weg ohne eine Rückkehrperspektive.
Geflüchtete Frauen sind seit jeher besonders großen Gefahren ausgesetzt, sei es vor, nach oder während ihrer Flucht. Frauenspezifische Fluchtgründe können z.B. sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, oder Genital-Verstümmelungen sein. Vergewaltigungen und Versklavunge von Frauen sind eine gezielt eingesetzte Kriegsstrategie, vor allem in innerstaatlichen Konflikten. Täter können Angehörige von Milizen oder Rebellen, Soldaten, Polizisten, aber auch der eigene Ehemann, Bruder oder Vater sein. Unter der systematisch zugefügten Demütigung und Erniedrigung leiden einige betroffene Frauen doppelt, weil sich ihre Familien nach dem erlittenen Unrecht von ihnen abwenden.
„Ohne männliche Begleitung darf ich die afghanische Botschaft nicht betreten.“
Wenn die Frauen es schaffen sich, allein oder mit ihren Kindern aus den Abhängigkeitsstrukturen zu lösen und sich auf die Flucht begeben, sind sie erheblichen Gefahren ausgesetzt. Nahezu während der gesamten Flucht sind sie erneut von Männern abhängig, seien es Grenzbeamte, Schlepper, Soldaten, Polizisten, Leiter von Unterkünften, Politiker oder Verwandte, die sich ihrer annehmen. All diese auf der Flucht besonders wichtigen Positionen sind mehrheitlich von Männern besetzt und bergen damit für Frauen ein großes Risiko für geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt und Ausbeutung.
Unser Wohnverbund für Migrantinnen begleitet jedes Jahr mehr als 50 Frauen, die von Gewalterfahrungen, Krieg und Flucht teils schwer traumatisiert sind. Bei uns erhalten sie nicht nur Unterstützung im Alltag und eine therapeutische Begleitung, sondern vor allem einen verlässlichen Schutzraum, einen Anker des Vertrauens, der ihnen Sicherheit gibt. Auch in allen anderen Abteilungen stehen die Rechte von geflüchteten Frauen besonders im Fokus.
In unserer Arbeit zeigt sich: Nach wie vor gibt es riesige Probleme für geflüchtete Frauen, auch wenn sie es bis nach Deutschland geschafft haben. Die Wohnsituation in Sammelunterkünften, häufig zusammen mit Männern, ist für viele nach der erlittenen Gewalt kaum zu ertragen. Es fehlen Rückzugsorte, wodurch kein Sicherheitsgefühl und keine innere Ruhe aufkommen können.
„Wo werden meine Kinder zur Schule gehen können?“
Hinzu kommt der Mangel an Kitaplätzen und anderen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Die notwendige Betreuung der Kinder erschwert oder verhindert dann auch häufig die Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen, weil die Frauen keine zeitlichen Kapazitäten dafür haben.
Einige geflüchtete Frauen sind zudem von finanzieller Versorgung abgeschnitten, weil sie aufgrund patriarchalischer Strukturen in ihrem Heimatland keinen Zugriff auf Konten haben.
Auch in Bezug auf die Ukraine sehen wir momentan, dass das Ende der Flucht, das Ankommen in einem vermeidlich sicheren Land, für Frauen und Kinder längst nicht bedeutet in Sicherheit zu sein. Die Polizei warnt seit einigen Tagen vor Menschenhändlern, die an zentralen Ankunftsorten wie dem Berliner Hauptbahnhof mit vorgeschobenen Unterstützungsangeboten gezielt Kinder und Frauen ansprechen, um sie so in ihre Gewalt zu bringen.
Leider ist offenbar auch der Versuch der Arbeitsausbeutung ein akutes Problem. Es sind bereits Fälle bekannt, in der die Unwissenheit Neuangekommener ausgenutzt und Menschen in illegale Arbeitsverhältnisse gelockt wurden, ohne überhaupt um ihre Aufenthalts- und Arbeitsrechte in Deutschland zu wissen.
„Wenn ich eine Uniform sehe, fange ich an zu zittern.“
Erfahrungen wie die diese können nicht immer allein verarbeitet werden. In einigen Fällen braucht es professionelle Hilfe – die in psychosozialen Zentren wie dem Zentrum ÜBERLEBEN geleistet wird. Im ZÜ möchten wir geflüchteten Frauen einen Ort des Vertrauens und der Sicherheit schenken. Wir helfen ihnen, ihre Kräfte zu reaktivieren und den Schrecken zu verarbeiten, der hinter ihnen liegt. Doch diese Arbeit ist leider zu großen Teilen noch immer von Spenden abhängig.
Sichern Sie mit Ihrer Spende unsere Angebote für psychisch belastete Geflüchtete und tragen Sie so dazu bei, dass auch die besonders Schutzbedürftigen wieder einen Platz in der Mitte der Gesellschaft finden.