Fallgeschichte zum Weltflüchtlingstag

Der Mut einer afghanischen Frau

Zum Weltflüchtlingstag 2022 möchten wir euch unsere Patientin Dina* aus dem Wohnverbund für Migrantinnen vorstellen. Sie ist eine aus Afghanistan geflüchtete Frau und Mutter von zwei Töchtern. Wir erleben, wie sie sich von Woche zu Woche ein neues Leben erarbeitet und trotz all dem Schrecken, der hinter ihr liegt, nie den Mut verliert. Die Geschichte von Dina steht stellvertretend für die vieler anderer Patient:innen, denn eins haben sie gemeinsam: Alle arbeiten in der Therapie und in Beratungen mit viel Kraft daran, ein gesünderes, selbstbestimmtes und hoffnungsvolles Leben in Deutschland zu führen.

„Für meine Kinder würde ich alles tun!“

Diesen Satz „würden alle Eltern unter uns wahrscheinlich ohne zu zögern jederzeit unterschreiben. Doch welche Dimensionen kann er annehmen? Für Dina bedeutete „alles“ die Flucht – vor einer Gesellschaft, die alleinstehende Frauen nicht duldet und ihnen die eigenen Kinder wegnimmt, vor der erneuten Zwangsheirat, vor Gewalt und Unterdrückung.

Die Liebe zu ihren Töchtern gab ihr die Kraft und den Mut sich allein mit ihnen auf den Weg in eine ungewisse Zukunft zu begeben. Allen Konventionen und Gefahren zum Trotz. Sie verhandelte mit Schlepperbanden, musste Risiken abwägen und war oft auf die Hilfe von Fremden angewiesen. Von Afghanistan nach Deutschland war es kein leichter Weg, aber sie würde ihn immer wieder gehen, sagt Dina. Für ein Leben in Sicherheit und Würde, in dem sie unabhängig für ihre Kinder sorgen und ihnen freiheitliche Werte vermitteln kann.

Frauen wie Dina helfen wir in unserem Wohnverbund für Migrantinnen. In der Therapie spricht sie über ihre Gewalterfahrungen und die erlebte Ohnmacht, die sie immer wieder einholen. Früher verdrängte sie die belastenden Gefühle und Gedanken so lange, bis sie in einem Wutanfall aus ihr herausbrachen. Nun hat sie einen geschützten Raum, um all dies zu verarbeiten. Dina lernt ihre Stimmungen frühzeitig zu erkennen und damit umzugehen. Was tue ich, wenn ich wütend werde? Was hilft mir, wenn mir alles zu viel wird? Wie kann ich für mein Wohlbefinden sorgen? Seitdem sie sich ihren belastenden Erinnerungen stellt und ihr Verhalten ändert, nehmen auch ihre Schlafstörungen ab. Sie schreckt nicht mehr jede Nacht aus ihren Alpträumen hoch. Das gibt ihr Kraft.

Neben ihrer Therapeutin ist ihre Bezugsbetreuerin zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden. Sie unterstützt Dina bei allen Sorgen und Hürden des Alltags, bei Behördengängen, der Berufsorientierung und vielem mehr. Nicht nur Probleme, auch jede kleine und große Errungenschaft wird in den regelmäßigen Gesprächen geteilt: eine gute Schulnote, der Kitaplatz für ihre Jüngste, die von der Botschaft neu ausgestellten Geburtsurkunden.

Durch diese umfassende Betreuung findet sich Dina Schritt für Schritt besser zurecht und kann ihr Leben eigenständiger organisieren. Sie entwickelt ein Bewusstsein für ihre eigene Stärke, die sie schon so weit gebracht hat. Was Dina dabei antreibt:

„Ich möchte helfen. Ich habe so viel Gutes erfahren. Irgendwann möchte ich das alles zurückgeben und auch für andere da sein. Dafür will ich meinen Schulabschluss schaffen und Krankenschwester werden.“

Mit Ihrer Hilfe können wir Menschen wie Dina unterstützen ihre Traumata zu bewältigen und sich ein neues Leben aufzubauen. Vielen herzlichen Dank!

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* Der Schutz unserer Patient:innen ist uns wichtig. Deswegen arbeiten wir mit Anonymisierungen bei Persönlichkeitsdaten und Fotos.