Die Geschichte von Amir aus Syrien

Schritt für Schritt alles neu aufbauen

19.6.2020

Amir kommt als Jugendlicher alleine nach Deutschland, ist durch seine Flucht schwer traumatisiert und weiß nicht mehr weiter. Durch die Therapie gewinnt er wieder mehr Stabilität und ergreift jede Chance, sich weiter zu qualifizieren, einen Abschluss nachzuholen und eine Ausbildung zu machen. Sein Ziel: sich ein  Leben in Würde aufbauen. Durch die verzahnten Angebote im Zentrum ÜBERLEBEN gewinnt er Perspektiven. 

Amir ist ein graziler junger Mann aus Syrien. Er wohnt in einer Unterkunft in Brandenburg. Er braucht die Hilfe im ZÜ dringend, das weiß er, und fährt regelmäßig nach Berlin. Seit zwei Jahren macht der 25-Jährige eine Therapie im Zentrum ÜBERLEBEN. Seine Flucht habe ihn völlig traumatisiert, sagt Amir, mit Hilfe einer Therapeutin habe er langsam sein Leben wieder aufgebaut.

 Seit der traumatischen Flucht kann er nicht mehr schlafen

Amir war mit seiner Mutter, seiner älteren Schwester und zwei jüngeren Geschwistern aus seinem Dorf geflohen. Die Terror-Miliz IS hatte seinen Vater, der Soldat gewesen war, getötet und wollte ihn selbst einziehen, da war er noch ein Junge gewesen. Daraufhin habe die Mutter alles verkauft, um die Flucht in die Türkei zu bezahlen, erzählt Amir. Er erlebte die Brutalität der Menschenhändler und die Qualen endloser Nachtmärsche in die Türkei. 2016 ereignete sich das Schlimmste: „Die Schmuggler stießen mich in eines der Boote, meine Familie saß in einem anderen. Die Überfahrt von der Türkei bis zur griechischen Insel dauerte nur 35 Minuten. Ich habe sie dabei verloren und bis heute nie mehr wiedergesehen.“ Nach der Ankunft in Griechenland saß er tagelang da und wartete auf das zweite Boot. Keine Spur – bis heute nicht. Er musste weiterfahren, hat mit Bussen und Bahnen Deutschland erreicht und kam zunächst in einer betreuten Jugend-WG unter. Auch der DRK Suchdienst konnte ihm nicht helfen, seine Familie wiederzufinden. „Ich wollte mich umbringen, habe mich selbst verletzt und hatte Herzprobleme. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten und vor allem kann ich seitdem nicht mehr schlafen“, erzählt Amir nervös. Er war völlig am Ende, wurde an das ZÜ vermittelt und konnte eine traumatherapeutische Behandlung beginnen.

Das Leben im Wohnheim ist für Traumatisierte unerträglich

Heute geht es ihm zwar besser, aber es ist ein langsamer Prozess. Seine Lebensbedingungen im Wohnheim sind, wie für alle traumatisierten Menschen, unerträglich: ein geteiltes Zimmer, eine geteilte Küche, ein geteiltes Bad und viele Menschen auf den Fluren. Er kann nirgendwo alleine sein, bleibt angespannt, hält das Nichtstun nicht aus und hat extreme Schlafprobleme. „Ich möchte so gerne mein eigenes Geld verdienen, die Unterkunft verlassen und mir eine Wohnung mieten. Doch für eine Ausbildung brauche ich einen anerkannten Schulabschluss. In meinem Heimatland ging ich nur vier Jahre zur Schule“, erzählt Amir.

Ein Schulabschluss – das nächste Ziel

In so einem Fall sind die verzahnten Angebote im ZÜ ein Hoffnungsschimmer. Die letzten vier Monate besuchte Amir einen unserer kaufmännischen Berufsvorbereitungskurse. Sie werden ihm Rahmen des bridge-Projektes im ZÜ angeboten – des Berliner Netzwerks für Bleiberecht. Hier hat Amir EDV, Mathe sowie Berufskunde gelernt und sein Deutsch auf ein beachtliches Niveau gebracht. Das obligatorische Praktikum absolvierte er mit Bravour und ausgezeichnetem Feedback in einem Pflegeheim . “Die alten Menschen waren so lieb und ich habe viel Deutsch gelernt, denn ich musste Geschichten erzählen und viel sprechen. Das hat gut geklappt. Die Kolleginnen haben mich sehr unterstützt und gesagt, dass ich das toll mache.“ 

Vielseitige Hilfe für komplexe Probleme

Amir ist hoch motiviert. Er würde am liebsten die Berufsfachschule Paulo Freire im ZÜ besuchen und zum Sozialassistenten ausgebildet werden. Auf diese Weise können Geflüchtete einen Beruf erlernen, dabei ihren Mittleren Schulabschluss nachholen und damit dann eine Ausbildung beginnen – das wäre Amirs Traum. Doch bereits für den ersten Schritt braucht er den Berufsbildungsabschluss. Wie er den nachholen kann, das werden ihm die Berater der Paulo Freire Schule sagen und ihm helfen, so gut es geht. Auf diese Weise bauen die Angebote im ZÜ aufeinander auf. Voraussetzung für alles ist es jedoch, psychisch wieder einigermaßen stabil zu sein und darauf zielt die Traumatherapie ab. Das ZÜ ist für Menschen wie Amir eine echte Chance auf eine Rückkehr zu einem Leben in Würde. .

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Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH
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*anonymisierte Fallgeschichte
Foto: Ashkan Forouzani/unsplash