Pressemitteilung

Überlebende von Folter in Syrien und Prozessauftakt in Koblenz

Folteropfer brauchen auch therapeutische Hilfe

Berlin, 23.April 2020

Zum heutigen Prozessauftakt beim Oberlandesgericht in Koblenz gegen zwei Syrer wegen mutmaßlicher Gräueltaten in Gefängnissen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad äußert sich Carsten Völz, Geschäftsführer des Zentrum ÜBERLEBEN (ZÜ). In der sozialmedizinischen Einrichtung in Berlin werden auch Opfer aus den Folterkellern des syrischen Unrechtsregimes behandelt und Dokumentationsberichte über Folterspuren verfasst.

Carsten Völz begrüßt den Prozess als wichtigen Schritt, um die Verbrechen des Assad-Regimes strafrechtlich auch in Deutschland zu verfolgen. Die Opfer bräuchten gleichzeitig dringend Hilfe, um ihre schweren Traumatisierungen aufzuarbeiten. Der Geschäftsführer mahnt an, dass die Kapazitäten des ZÜ und anderer psychosozialer Zentren dafür nicht ausreichten. Darum setzt sich das ZÜ stark für die interkulturelle Öffnung unserer Regelversorgung ein:

„Der Prozess gegen die zwei mutmaßlichen Vollstrecker des Folter-Regimes Assads, mit dem diese Verbrechen strafrechtlich endlich verfolgt werden, wird die vielen Opfer schmerzhaft aufwühlen. Wir wissen durch unsere Patient*innen, wie schwer und verzweifelt ihr Weg ist, ihre Traumatisierung aufzuarbeiten und sich trotz ihrer innerlichen und äußerlichen Verletzungen ein Leben aufzubauen.

Doch sehr viele Opfer des syrischen Regimes und seiner Politik warten hierzulande noch auf Behandlung und Therapie. Die Kapazitäten des Zentrum ÜBERLEBEN und anderer psychosozialen Zentren reichen bei Weitem nicht aus und in der medizinischen  Regelversorgung ist für diese Menschen kein Platz.

Darum fordern wir von der Politik und den kassenärztlichen Leistungsträgern, unser System endlich interkulturell zu öffnen und Dolmetscherkosten zu übernehmen. Die Überlebenden von Folter und Gewalt sind auf differenzierte Sprachmittlung im Rahmen von medizinischer und therapeutischer Behandlung angewiesen, um diesen Wahnsinn aufzuarbeiten. Wir dürfen diese Menschen nicht alleine zurücklassen.“

Kontakt
Eva Wagner
Tel.: 030 30 39 06 -62
E-mail: e.wagner@ueberleben.org

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