Newsletter 3/2018 – Artikel

Wer hilft den Helfer*innen? – Neues Forschungsprojekt zur Belastung von Sprachmittler*innen geplant

Ohne speziell geschulte Sprachmittler*innen geht im Zentrum ÜBERLEBEN gar nichts. Doch wie sehr wirkt sich die Arbeit mit Trauma-Überlebenden auf sie aus? Die Forschungsabteilung nimmt sich dieser Frage nun an. 

Von den Auswirkungen einer Traumatisierung sind in vielen Fällen nicht nur die Trauma Überlebenden selbst betroffen. Familienangehörige, Therapeut*innen, Sozialarbeiter*innen und andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen können eine starke psychische Belastung davontragen.

Eine wenig beachtete Gruppe sind hierbei die Sprachmittler*innen, die in den therapeutischen Sitzungen übersetzen. Sie geben die Erlebnisse und Gefühle der Patient*innen ungefiltert wider, durchlaufen die traumatischen Situationen mit ihnen erneut. Viele Sprachmittler*innen haben selbst eine Migrations- und Fluchtgeschichte, sodass potentiell eigene Erfahrungen bei ihnen reaktiviert werden können.

In vielen Arbeitskontexten wird ihre Arbeitssituation zudem sehr erschwert, da es keine Kostenübernahme und keine einheitlichen Standards zum Einsatz von Dolmetschenden gibt. Die oft fehlende spezifische Ausbildung und entlastende Supervisionsbegleitung, wie sie im Zentrum ÜBERLEBEN angeboten wird, lassen viele mit den belastenden Inhalten allein.*

Die Forschungsabteilung im Zentrum ÜBERLEBEN nimmt sich im Rahmen eines neuen Projekts nun dieser Gruppe an und möchte die psychische Belastung von Sprachmittler*innen in der Geflüchtetenhilfe anhand von Fragebögen untersuchen. Bisher gibt es dazu keine belastbaren Studienergebnisse. Im Rahmen einer Online-Befragung können bundesweit Sprachmittler*innen an psychosozialen Zentren, in Krankenhäusern und Behörden an der Studie teilnehmen. Die Forscher*innen wollen die Ergebnisse als Grundlage nutzen, um Schutz- und Risikofaktoren für die Arbeit von Sprachmittler*innen in der Geflüchtetenhilfe zu identifizieren und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für ihren Einsatz zu entwickeln.

Das Projekt wird im Rahmen eines Promotionsvorhabens in Kooperation mit der Freien Universität Berlin durchgeführt. Für die Zahlung einer Aufwandsentschädigung an die teilnehmenden Sprachmittler*innen werden noch Fördermöglichkeiten gesucht.

Bei Interesse kommen Sie gerne unter pr@ueberleben.org auf uns zu!

* Im Zentrum ÜBERLEBEN erhalten alle Sprachmittler*innen eine spezielle Schulung, engmaschige Supervision und Begleitung

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Foto: Patrick Tr/shutterstock.com