Du schaffst das. Das ist der letzte Satz den Niam von seiner Mutter im Ohr hat. Der Satz hält ihn am Leben, lässt ihn weiter machen. Aufgeben ist keine Option, dafür hat er schon zuviel überstanden. *Niam, 16 Jahre, aus Somalia
Newsletter 4/2018 – Fallgeschichte
Neue Zuversicht für den 16-jährigen Somali Niam
Der Sechzehnjährige Somali wirkt äußerlich gelassen. Niam wartet im Flur darauf, dass seine Therapeutin ihn herein bittet. Diese Sitzung will er mit einer guten Nachricht beginnen. Er ist in die Startelf seiner Fußballmannschaft aufgenommen worden.
Langsam kommt Niam in seinem neuen Leben an. Er geht zur Schule, macht Sport und findet Freunde außerhalb seiner betreuten Wohneinrichtung. Die heftigen Konflikte mit seinen Betreuer*innen, die unermessliche Wut gegen empfundene Ungerechtigkeiten, seine Depressionen und Albträume, die noch vor einem Jahr seinen Alltag bestimmten, ebben ab. Er hat mit seiner Therapeutin herausgearbeitet, was dazu geführt hat und entwickelt Strategien damit umzugehen.
Einer Bande von Schleppern anvertraut, als Schutz vor Zwangsrekrutierung.
Als eines von acht Kindern haben seine Eltern auf Niam gesetzt, die Flucht nach Europa in ein friedlicheres Leben zu schaffen. Dafür haben sie ihre gesamten Ersparnisse aufgebracht und ihn einer Bande von Schleppern anvertraut. So wollten sie ihren Ältesten vor der Zwangsrekrutierung durch al-Shaabab-Milizen bewahren und ein Leben jenseits von Krieg und Gewalt ermöglichen.
Erniedrigungen und Misshandlungen – die Flucht traumatisierte ihn zutiefst.
Was Niam dann während seiner zweijährigen Flucht erlebte, traumatisierte ihn zutiefst. Nie wird er die Bilder vergessen von verdursteten Menschen in der Sahara, das Gefühl der Willkür der Schlepper ausgeliefert zu sein, die unzähligen Erniedrigungen und Misshandlungen während der dreimonatigen Haft in einem libyschen Gefängnis, die Schreie ertrinkender Kinder und verzweifelter Eltern.
Auch, wenn es ihm hier nun besser geht und er sich zurecht findet, leidet er an Schuldgefühlen gegenüber seinen Geschwistern und Eltern. Er hat es geschafft, kann ihnen aber derzeit nicht helfen. Niam setzt nun alles daran eine gute Ausbildung zu erlangen, damit er irgendwann für seine Familie da sein kann.
Wöchentliche Therapie als Start in ein normales Leben.
Im Zentrum ÜBERLEBEN wird Niam unterstützt, wieder ein normales Leben zu führen. Die wöchentlichen Gespräche mit seiner Therapeutin stabilisieren ihn. Er kann besser mit seinen Gefühlen umgehen und eckt nicht mehr so viel an. Zusätzlich begleitet ihn eine Sozialarbeiterin darin, verlässliche Strukturen in seinem Alltag aufzubauen. Gemeinsam überlegen sie, welche Ausbildung zu ihm passen könnte.
→ Schenken Sie Patient*innen wie Niam neue Zuversicht – mit einer Spende unter dem Stichwort „30UE“.
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*anonymisierte Fallgeschichte
Foto: Esteban Castle/Unsplash