Warum das Zentrum ÜBERLEBEN im Testament bedenken?
„Das Zentrum ÜBERLEBEN macht die Welt zu einem besseren Ort.“
Eva-Maria Humpert, Testamentsspenderin im Gespräch mit Verena Schoke, Referentin für Fundraising
Verena Schoke: Frau Humpert, wie sind Sie ursprünglich mit dem Zentrum ÜBERLEBEN in Kontakt gekommen?
Eva-Maria Humpert: Das war in den 1990er Jahren, als es noch Behandlungszentrum für Folteropfer (bzfo) hieß. Woher genau ich davon wusste, kann ich nicht mehr sagen. Auf jeden Fall wurde eine Weiterbildung angeboten zur Begutachtung von Traumafolgestörungen. Zu der Zeit herrschten die Balkankriege und es kamen viele Kriegsflüchtlinge aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland. Als Psychotherapeutin wollte ich da helfen. Es gab viele ungerechtfertigte Abschiebungen. Mir war es ein Anliegen, den Menschen, denen es wirklich nicht zugemutet werden konnte zurückgeführt zu werden, gutachterlich zur Seite zu stehen und entsprechende fachliche Unterstützung zu geben. Deswegen habe ich also diese Weiterbildung gemacht und dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bzfo kennengelernt.
Verena Schoke: Was hat Sie überzeugt, sich zu engagieren?
Eva-Maria Huppert Mich hat sehr beeindruckt, welche Arbeit dort geleistet wird und mit was für Problemen die Therapeut*innen konfrontiert sind. Ich hab dann gedacht, das möchte ich unterstützen! Es gibt viele schlimme Erfahrungen, die Menschen machen können, aber ich finde Folter ist das absolut Schlimmste und Schrecklichste und Verheerendste. Da etwas dagegen zu setzen und den Menschen zu helfen wieder einen sicheren Ort zu finden, das wollte ich unbedingt fördern.
Mit der Zeit hat sich die Struktur des Zentrums geändert. Es ist umfassender geworden, was ich auch sehr spannend finde. Dieser integrative ganzheitliche Ansatz von der Therapie zur Sprach- und Berufsbildung, bis hin zum Gärtnern – alles unter einem Dach. Dieses multiprofessionelle Zusammenarbeiten gefällt mir sehr gut. Und dass die Menschen wirklich ganzheitlich geschützt, betreut und behandelt werden. Das finde ich sehr sehr unterstützenswert.
Verena Schoke: Was hat Sie dazu bewogen, eine Testamentsspende zu machen?
Eva-Maria Humpert: So viel wie in Deutschland vererbt wird, kann da auch ein Gutteil als Spenden weitergegeben und vererbt werden. Meine Töchter sind soweit gut versorgt. Sie werden ihren Pflichtteil bekommen. Ich wollte über das familiäre Umfeld hinaus noch etwas weitergeben. Das war mein Grundgedanke.
Ich spende schon regelmäßig einen kleinen monatlichen Betrag an das ZÜ. Durch meine Selbständigkeit bin ich jedoch in einer wirtschaftlich etwas unsicheren Situation und kann keine großen Summen geben. Die Testamentsspende finde ich deshalb eine sinnvolle Sache, weil ich sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlage. Ich habe meine finanzielle Absicherung im Blick – wieviel verdiene ich, wie groß ist meine Altersvorsorge, und wie lange lebe ich – das weiß man ja alles nicht! Ich kann zu Lebzeiten also einen Sicherheitsrahmen für mich schaffen und gleichzeitig die Idee umsetzen, das Zentrum ÜBERLEBEN zu unterstützen, eben indem ich das vererbe, was ich einmal weitervererben kann.
Verena Schoke: Von der Idee bis zur Umsetzung – war es ein schwieriger Prozess für Sie?
Eva-Maria Humpert: Meinen Wunsch in eine angemessene Formulierung zu übersetzen, so dass es juristisch Sinn macht, stichhaltig und eben auch abgesichert ist für alle Beteiligten – das war das Komplizierteste. Alles andere war nicht herausfordernd. Ich habe mich dazu beraten lassen, was sehr hilfreich war.
Verena Schoke: Hatten Sie Scheu davor, sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen?
Eva-Maria Humpert: Gerade deswegen! Let’s face it! Gerade weil ich älter werde – ich bin jetzt 66 Jahre alt – wollte ich mich damit befassen. Who knows? Es war mir wichtig Vorsorge zu treffen für den Zeitpunkt nach meinem Tod. Ich habe mein Leben lang viel gearbeitet und habe selber auch geerbt. Und ich wollte das, was für mich wichtig war festhalten – jenseits des materiellen, da steckt ja auch Energie und Leidenschaft mit drin. Das wollte ich eben im Voraus bestimmen. Und da wollte ich nicht sagen öh, nach mir, mir egal. Nein, das wollte ich alles so ordnen, dass das dann in meinem Sinne stattfindet.
Verena Schoke: Wie fühlt es sich an, diese Entscheidung getroffen zu haben?
Eva-Maria Humpert: Es fühlt sich richtig gut an! Das ZÜ leistet eine wertvolle Arbeit. Auch immer wieder ausgelöst durch katastrophale Situationen wie in Flüchtlingslagern. Wie in der Politik damit umgegangen wird, finde ich dermaßen grauenvoll und beschämend. Was mich wirklich fassungslos und sehr wütend macht, ist, dass der Hass siegt.
Auch dass nur so geringe Kontingente an Flüchtlingen aufgenommen werden, verstehe ich nicht. Die Kapazitäten in den europäischen Staaten müssen doch um ein Vielfaches höher sein. Es wird offenbar nicht gewollt. Das finde ich absolut grauenvoll.
Mit seiner Arbeit und seiner Haltung und seiner Energie setzt das ZÜ einen Kontrapunkt. Ich denke, dass muss einfach weiter unterstützt werden!
Das Zentrum ÜBERLEBEN macht die Welt zu einem besseren Ort. Dazu einen Beitrag zu leisten gibt mir ein gutes Gefühl.
Verena Schoke: Herzlichen Dank für das zugewandte Gespräch!
Eva-Maria Humpert: Sehr gern!
Mehr Informationen zu einer testamentarischen Spende an das Zentrum ÜBERLEBEN finden Sie hier.
9.9.2021